Private Übernachtungen bei Chormitgliedern

Wie in keinen anderen Berufen gehört die private Übernachtung bei Chormitgliedern immer noch erstaunlicherweise zur “Normalität” der Arbeitsbedingungen der freien Musiker der Alte-Musik-Szene. Sind solche Bedingungen akzeptabel? (Gerne auch mit Kommentaren unten!)

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8 Kommentare

  • Ich bin hier als im Chor singender Gast gelandet, der in mittlerweile rund 30 Jahren in mehreren guten Laienchören bereits mit mehreren eurer aktuellen FunktionsträgerInnen gemeinsam musiziert und sie gerade mal wieder gegoogelt hat. Mich erstaunt zum einen, wie stark die Ablehnung von Privatbetten seitens derer ist, die bereits an der Umfrage teilgenommen haben. Zum anderen erstaunt mich die Einseitigkeit der redaktionellen Kommentare zu den bisherigen Kommentaren. Klar: Im Hotel ist man immer eigenständiger. Aber: Erstens hat Inge ja schon, m.E. zurecht, angemerkt: “Wenn ich nicht privat übernachten möchte, darf ich das Projekt halt nicht annehmen.” Zweitens ist Geld nicht nur für euch, sondern eben auch für (gehobene) Laienchöre ein ziemlich großes Problem. Ein Chorkonzert mit guten “alten” MusikerInnen plus evtl. auch noch GesangssolistInnen kostet immer gut 5-stellig. Und da können weitere 1500-3000 Euro, die dann für Unterkunft eben NICHT auch noch anfallen, auch mal schnell den Unterschied machen, ob man eben euch oder das lokale Telefonensemble engagiert. Das IST natürlich ein Catch 22. Aber besonders die Antwort der Redaktion macht es sich vielleicht auch ein wenig einfach.

    • Lieber Markus, danke für Deinen Kommentar und sorry für eine so lange Sendepause! Schwieriges Thema. Mein Vorschlag: Vielleicht hilft es weiter, wenn man davon ausgeht, dass der Beruf der “guten alten MusikerInnen” ein echter Beruf ist? Und gibt es sonst Berufe, wo bei Dienstreisen grundsätzlich davon ausgegangen und erwartet wird, dass man privat übernachtet? Dass keine Spesen bezahlt werden? Dass die (gegebenenfalls!) Reisekostenerstattung einen Bruchteil des Satzes nach dem Reisekostengesetz beträgt? Vielleicht hat man da als “im Chor singender Gast” einen anderen beruflichen Hintergrund und damit verbundene andere Perspektive? Herzliche Grüße, Ilja

  • Im Laufe der Jahre habe ich bei vielen sehr netten Menschen übernachtet und deren Gastfreundschaft genossen. Diesen Menschen bin ich quasi zu Dank verpflichtet. Andere Unterbringungen waren weniger freundlich, wenn auch gut gemeint. Mit der Kollegin in einem Doppelbett zu schlafen ging definitiv zu weit, in eiskalten, verstaubten, muffigen Zimmern zu nächtigen, war nicht erbaulich und Fragen nach dem Hauptberuf oder “ach, da kriegen Sie Geld für”-Komentare fühlen sich nicht gut an.
    Ich weiß nicht, ob man Privatquartiere generell abschaffen kann oder soll. Vielleicht wäre ein erster Schritt, heraus zu finden, was ein akzeptables Quartier sein kann und was eben nicht geht und dies den Verantwortlichen zu vermitteln. Vermitteln sollte man unbedingt, das es für manche Kollegen eben nicht akzeptabel ist in Privatquartieren untergebracht zu sein und Alternativen dazu angeboten werden müssen.

    • Vielen Dank für deinen Kommentar, Ina! Ein akzeptables Quartier ist ein sehr dehnbarer Begriff, und die Kontrolle der Einhaltung des “Akzeptablen” ist beinahe unmöglich. Wahrscheinlich geht es hier doch letztendlich darum, den Beruf eines freischaffenden Musikers als normalen Beruf mit allen seinen Facetten zu akzeptieren – und dann erscheinen solche Selbstverständlichkeiten wie private Übernachtungen eindeutig als fehl am Platz?

  • Liebe Leute,
    Ich habe Mit ja geantwortet. Warum? Ich habe nur gute Erfahrungen in Privatunterkünften gemacht. Meist wurde ich exzellent versorgt und hatte ein schönes Zimmer. Ich übernachte zwar lieber im Hotel. Die Frage, ob eine Privatübernachtung “akzeptabel” ist, muss ich dennoch bejahen – erstens aus o.g. Gründen, zweitens weil ich sie ja mit der Anfrage akzeptiert habe. Wenn ich nicht privat übernachten möchte, darf ich das Projekt halt nicht annehmen.

    • Liebe Inge,
      du hast natürlich auch zwar Recht: WENN man privat untergebracht wird, IST es meistens total nett, die Gastgeber kümmern sich sehr um ihre Gäste. Aber das Missverständnis liegt wahrscheinlich vor allem in der knappen Formulierung der Frage. Sie sollte genauer heißen: “Können wir es akzeptieren, als offensichtlich einzige Berufsgruppe auf Reisen wie Hobby-Musiker oder wie Schüler oder Studenten behandelt zu werden? Oft auch im Alter von über 50 Jahren?” Diese Frage hört man immer wieder auch von anderweitig beschäftigten Freunden und Bekannten. Zu deinem zweiten Argument: Es gibt viele Kollegen, die genau aus diesen Gründen entweder nicht zusagen und ein Verdienstausfall in Kauf nehmen. Oder noch häufiger: Sie sagen Projekte mit Privatübernachtung zu aus Angst, nicht wieder gefragt zu werden, pendeln dann aber übermüdet und auf eigene Kosten nach Hause und zurück, oder bezahlen ein Hotelzimmer aus dem meist eh schon spärlichen Honorar. Und das können wir nicht für akzeptabel halten.

  • Nein, dies sollte keine Normalität sein. Als Musikstudent kann man das einige Zeit lang im Kauf nehmen, aber irgendwann hat man davon doch echt die Nase gestrichen voll. Aber da sind ja nicht alle Kollegen oder Muggenorchester der gleichen Meinung und so existiert dieses Unding immer noch fort, wie auch die unterirdische Bezahlung..

    • Tja, die Situation ist ziemlich festgefahren. Da sie aber leider auch ihre jahrzehntelange Tradition hat, wird sie nicht so schnell zu korrigieren sein. Aber sie IST zu korrigieren – gemeinsam!

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